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Mein Wochenende in Bildern: 5./6. September 2015 -„Abschied“

Liebe Liebenden,

ich bin den den letzten Tagen kaum noch zum Schreiben gekommen: Der zugesagte Gastbeitrag für Kerstin von chaoshoch2.com verlor knapp das Wettrennen mit ihrem Krümel beim Erblicken des Lichts der Welt, Repliken zu Familienberatungen verblichen. Die Aufarbeitung von #papakanndas steht auch noch aus. Dafür nahmen abendfüllende Dialoge, Diskussionen und Lesungen Platz.

Und eine Erkenntnis: So schön und bereichernd es ist, euch an den Wochenenden teilhaben zu lassen, so wenig lässt sich an einem Bild mit einer Hand voll Menschen erklären, dass die acht Stunden bis morgens halb zwei zusammensitzen, um vom antiken Griechenland über Netzwerk-/Hierarchietheorie, Frühkinderfahrungen, Empathie und Schulsystemen bis hin zur Kapitalismuskritik und Änderungsansätzen für gesellschaftliches Zusammenleben zu diskutieren.

Finale

Widmen wir uns dem bildlich darstellbaren im gewohnten Tonfall!

Der Samstag begann mit einem Schluck Guinness. Oder zwei. (OK, es waren Gläser.) Ja, wir waren weg!

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Meine Eltern schickten unseren Besuch – meine Schwester nebst angetrautem Männchen – zusammen mit uns los, den ersten Abend als betreuende Großeltern einfordernd. Parallel dazu war das auch unser erster gemeinsamer, nach hinten hin offener Abend, den wir seit fast drei Jahren genießen durften. Ein cooles Gefühl! Ähnlich wie die zufriedene Heiserkeit nach dem Mitsingengrölen.

Den Morgen danach genossen wir in trauter Familiarität das Hamburger Bombenwetter, dem wir uns liebend gern zur Brötchenbeschaffung aussetzten.

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Das darauf folgende Opulenzfrühstück weilte trotz und mit Kindern bis High Noon, was nur durch eine kurze Weckaufgabe für die Holde unterbrochen wurde – letztere fing noch ein paar zusätzliche Momente des Schlafs ein, um ihr zart abweichendes Wochenende zu überstehen. (Ausgerechnet diese Woche macht sie kein eigenes #WiB, wie gemein. Dabei wären die kompromittierenden Gelagefotos vom Junggesellinnenabschied bestimmt der Kracher.)

Nachmittags, die Mama in den Zug gen Alkoholisierung verfrachtet, starten die Kids und ich auf ein Fest im Nachbardorf Hamburg, mitm Rad, ne frische Brise von vorn gratis mit dabei.

Das ganze auch noch extrem feuchtigkeitsarm. Ein Traum!

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Wie das halt so is aufm Dörpen, kommt der Kuchen noch mit Belag aus dem eigenen Anbau – im Alten Land versteht sich das dann auch ganz von selbst. Lecker war’s. Stück einszwanzig, Teller voll. Da geht dem Strampelmax das Herz und der Magen auf.

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Der Nachwuchs eroberte schließlich die Spielstätten, die – authentisch besetzt – aus altem Gerät bestanden. Den Gesang beim Loseisen des Juniors vom Schaltwerk und dem Rest des Gefährts beschreib ich euch besser nicht.

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Weil auf’n Dorf Kennenlernen ganz groß geschrieben wird, praktizierte der Junior das auch entsprechend. Ich find es jedenfalls beeindruckend, dass der Junior für die späteren Statistiken mit folgendem Faktum aufwarten kann:

Erster Kuss mit Zunge: im Alter von 0,96 Jahren.

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Und weil er ja schließlich schon groß ist, torkelt wie mit 16 nachm Dorffest, Küsse mit Zunge auf eben jenem Feste verteilt und kriegt, braucht er natürlich auch abends keinen Babybrei mehr. Bäh! Stulle mit Brot muss es sein, schließlich isst die Schwester n halben Meter weiter das gleiche!

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Der Abend ist schließlich der Anlass, die Wochenenden in Bildern einzustellen: Nach einem inspirierenden Gespräch am Freitag auf einem Blind Date zu sechst folgt direkt heute abend nach dem Party-Freitag das nächste mit gewechselter Besatzung. Kein Bild davon, keine Tweet-Kanonade, an dem Abend schaute wieder keine auf das Display der kleinen Teufel. Nur eine kurze Zusammenfassung, die keine ist:

Der nächste Morgen. Die Nachwehen des Gesprächs bis tief in die Nacht werden sichtbar, Kaffee wird dringend benötigt.

Auch der Nachwuchs spürt besondere Schwingungen und übersetzt sie in Ermangelung von faltbarem Aluminium auf die ihm unnachahmliche Weise. (Man achte auf die Feuerstätte mit der Fusselmundverweigerungsbanderole, um den Erkundungsgelüsten des Juniors Grenzen zu setzen.)

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Unseren opulenten Obstteller wollte ich euch nicht zumuten. Daher folgt an dieser Stelle im Tribut an die konsequent nicht festgehaltenen Frühstücksgelage meines erklärten Lieblings-#WiB-lers vom Weddinger Berg eine Reduxversion, Kaffee 5.0 inklusive.

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Welch Liebe und Hingabe in unserem Haushalt herrscht, wollte ich schon des Öfteren erfolglos in Worte fassen. Am Sonntag schließlich ereilte mich die Muse und es fand sich schlussendlich das passende Motiv, um zu dokumentieren, wie liebevolle Pflege und Aufopferung bei uns zu entsprechenden Ergebnissen führen:

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Die Autarkiegelüste des neuerdings feucht fremdknutschenden Nulljährigen betreffen natürlich nicht nur Körperlichkeiten verschiedenster Couleur, nein, auch den bildenden Künsten verschreibt sich der Bub mit Hingabe. Anbei ein Zufallstreffer mit zwei seiner Manuskripte für die Nachwuchsliteratur sowie einem höchst vergänglichen Kunstwerk, dessen Wert durch fotografischen Eingriff trotz Löschmechanikgelüsten des Sprosses erhalten werden konnte.

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Erwähnte ich bereits die Autarkiegelüste? Das betrifft natürlich auch den konsumierenden Bereich. (Mit dem Wissen des Folgetages geschlagen kann ich hier ergänzen, dass auch die Dreingabe von fester Nahrung beliebiger Konsistenz inzwischen vehemente Verweigerung bei Fremdzuführungsversuchen erfährt.)

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Unnötig zu erwähnen, dass die Kombination von Eigenzuführung diverser Lebensmittel, Schiebe-/Lauf-Kombinationen und just erworbenen Kletterfähigkeiten eine dem elterlichen Gleichmut abträgliche Kombination ist. Ich hab nix dagegen, wenn der Junior für sich befindet, dass weder Zitronensalz noch Balsamico in Reinform sonderlich geschmacklich attraktiv wirken. Es ist eher die destruktive Erkundungstechnologie, die mich beim Versuch fit hält, die Geschmacksexplorationen auf ein haushälterisch erträgliches Niveau zu senken.

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Dagegen sind das Erlernen des Zureitens von Getier beliebiger Art eine wahre Erholungspause, solang man es schafft, die Finger beim Bilderschießen aus der Nähe des Beritts zu halten. Gequetschte Finger sind allerdings pflegeleichter als angebrochene Zehen, für euch getestet.

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Die spontane Selbsteinladung zum Nachmittagskaffee bei den Altvorderen – dank Fitnesstraining zum Dorffest am Vortag ein Kinderspiel, die Strecke zu bewältigen – resultierte in Ermangelung an Frischgebackenem in einem bunten Potpourri aus kekslichen Überresten und anderem Süßkrams der Gattung Stuhltod: Nach dem Genuss des Dargebotenen dürfte der Wasserverbrauch des Haushalts dank peristaltischer Lähmungserscheinungen drastisch sinken.

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Der Abend erging sich schließlich erneut in einer Diskussion über die Grundlagen menschlichen Zusammenlebens –

weswegen ich mit diesem Beitrag meine Teilnahme bei Susannes wöchentlicher Parade vorerst beende. There’s more to come, nur eben auf anderen Baustellen. Wer wissen möchte, was mich dermaßen bewegt, möge sich auf die Suche nach Jesper Juul (kennen vermutlich einige von euch) und besonders Arno Gruen (kennen vermutlich weniger) machen.

Dabei geht’s mir nicht nur um den bestmöglichen Weg, dem Nachwuchs halbwegs brauchbar so etwas wie eine Lern- und Lebensbegleitung zu sein. Es geht auch darum, dass ich lerne, mich selbst zu verstehen. Klingt schräg?

Folgt den letzten beiden Links (und nehmt euch Zeit dafür), und ihr werdet verstehen.

Auf bald!

Autor: steffen

Lebt. Liebt. Streitet.

7 Kommentare

  1. Jesper Juul kenne ich noch nicht wirklich, was ich aber von ihm gelesen habe, ist mir ehrlich gesagt etwas zu wissenschaftlich-psychologisch. Mir fehlt genau das, was Arno Gruen heraustellt: Empathie ohne ständige Erklärungsversuche. Kindererziehung ist war und ist für mich keine Wissenschaft, sondern hat vor allem etwas mit Liebe zu tun – die menschlichste und höchste Form der Empathie. Was aus Liebe geschieht, kann auch mal nicht richtig sein, aber nie völlig falsch. Vieles was so kompliziert erscheint, erklärt sich damit von selbst. Folge deinem Herzen!

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