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Blogröllchen

Ich muss etwas gestehen: Ich hab ein Faible für Menschen mit einem – sagen wir herzlich-rauhen – Umgangston. So bin ich über Twitter (liest das hier eigentlich auch jemand, der nicht twittert? Also außer meinen Altvorderen?) und dort via Bella auf Dajana gestoßen. Große Schnauze is schomma.

Nu hat eben jene ein kleines Lexikonthema zur Blogparade auserkoren, weil sich wohl differente Meinungen in der Diskussion auf Twitter ergaben, was denn nu der Zweck von dem Dingens sei. (Für Freunde babylonischer Differenzen: Bloß nicht Stöckchen mit Röllchen verwechseln. Das wird vielleicht dann das Thema der nächsten Blogparade.)

Das Ding mit der Auswahl

Wikipedia erzählt was von „unterschiedlichen Kriterien“. Stimmt. Ich klemm in mein kleines übersichtliches Blogröllchen, was folgenden Kriterien standhält:

  • Menschen, die ich persönlich kenne und schätze. Und Menschen, die so authentisch daherkommen, dass ich mir sicher bin, dass sie sich nicht als Arschlöcher jenseits des Bildschirms entpuppen.
  • Wenn diese Menschen auch noch in Worte fassen können, was anderer Leute Herzen zu bewegen imstande ist: Umso besser.
  • Ein Kriterium, welches ich selbst nicht bestehen würde: Ab und zu mal ein Foto dabei zu haben, dass ich inhaltlich wie ästhetisch ansprechend finde.
  • Keine lieblos dahingeschleuderten Posts, einfach nur, weil mal wieder was neues auf den Blog muss.
  • Keine Frequenzwunder, wo ich mit dem Lesen nicht hinterherkomme.
  • Kein Beliebikum, was über alles und nix schreibt. Nix gegen thematische Vielfalt, aber heute Staubsaugertest, morgen Einschulung, übermorgen Wischmob und am Wochenende dann der sezierte Baumarkteinkauf, eine Abhandlung über Blumendüfte, ein Wochenende in Bildern, das mehr Bilder als Sätze enthält – da krieg ich Pickel.
  • Positiv-konstruktiv: Mal ranten über einen unhaltbaren Zustand: ok. Mal emotionsarme Berichterstattung: ok. Aber fast ausschließlich? Das is nix für mich. Ich bin ein Freund positiver Geister, Menschen, die die Welt besser machen – oder mindestens verstehen – wollen. Bloße Kritik und egozentrische Weltbildberichtserstattung is nich meins.
  • Herzblut: Ich les gern von Menschen, denen daran liegt, in den Diskurs zu gehen. Wer mich von Twitter her kennt weiß, wie wenig deklaratorisch und stattdessen dialogbetont ich da unterwegs bin. Das geht mir auf Blogs nicht anders. Ich brauch keine Menschen, die meinen, das Ding mit den Löffeln und der Weisheit kapiert zu haben (und es dem Rest der Menschheit auch noch verbrämen zu wollen).
  • Augenhöhe: Siehe Subheader meines Blogs – ohne Ansichten gleichberechtigt zu betrachten werden wir vermutlich keine vollendete Liebesbeziehung haben.

Das klingt gnadenlos oder ganz schön überheblich oder denunzierend gegenüber dem einen oder der anderen? Mitnichten! Ich hab relativ einfache Gründe für so eine rigide Auswahl:

Erst mal bin ich mit zwei Kids, einer Vollzeitstelle, einer total liebenswerten, sehr kreativen, aber eben auch zart chaotischen Frau, einer sehr umfassend großen Familie (Vater acht, Mutter sieben Geschwister plus entsprechende Vermehrungsfreudigkeit), einem unstillbaren Interesse nach Neuem, einer gesunden Portion Ungeduld und einer gewissen Empfindsamkeit ausgestattet. Das macht in Summe das Fenster für’s Lesen, Kommentieren und selbst schreiben auf Blogs sehr, sehr klein. Und dann mag ich dieses kleine Fenster eben wahlweise mit tollen, inspirierenden Themen und Menschen füllen – oder mit Schlaf.

Blogroll

kleines, aber (für mich) feines Blogröllchen

Das Ding mit den Befindlichkeiten

„…Blogger, die Blogrolls erstellen, erwarten häufig Backlinks von den verlinkten Blogs.“, steht in der Wikipedia.

Nö.

Mag sein, dass das andere so leben, mir isses schnurz. Wenn also nun Juna, das Frollein Null.Zwo oder auch das Wunschkind mich auf ihren Blogrolls führen, dann fühl ich mich primär verstanden (ja, ok, und ein klitzekleines bisschen gebauchpinselt), aber auf meiner stehen sie deswegen nicht automatisch – sondern aus dem simplen Grund, dass sie sich in obigen Kriterien wiederfinden. Ich glaub ja sowieso, dass das so ein Ding mit gleicher Wellenlänge ist.

Ich reklamier für mich auch keinerlei Anspruch, in den Listen anderer aufzutauchen. Was für wen relevant ist und was der jeweilige Zweck einer Blogroll sein soll ist so verschieden wie die Leute dahinter. Wer bin ich, dass ich mir anmaßen könnte zu beurteilen, auf wessen Liste ich gefälligst zu erscheinen hätte?

Und Backlinks, Vernetzung, Relevanz in Suchmaschinen – das kommt von ganz allein, wenn das vorhandene Hirnschmalz in die Authentizität der Texte fließt, wenn’s Herzblut mit dabei ist. Die Texte darauf zu trimmen, dass die Maschinen einen möglichst optimal finden, ist meiner Meinung nach am Zielpublikum aus Fleisch und Blut sauber vorbeioptimiert.

Über Sinn und Unsinn

Die Blogroll führ ich überhaupt nur aus zwei Gründen: Zum einen ist sie für mich Ausgangspunkt meiner Lesestreifzüge, da ich diese Blogs wirklich regelmäßig lese. Und zum zweiten mein ich, dass, wer mich erträgt oder vielleicht sogar gern lesen mag, diesen Menschenkindern auch gern ein paar Augenblicke ihrer/seiner Zeit widmen wird. Gleiche Wellenlänge und so eben.

Anfragen, ob ich jemandes Blog mit draufnehmen mag sind also in ungefähr so sinnvoll wie Kooperationsanfragen, die als Gegenleistung mit einem Teilen des Links zum Post auf ihrer Facebook Fanpage winken.

Die Blogröllchen anderer schau ich mir bevorzugt dann an, wenn das mit der Wellenlänge stimmt. Aber für gezielte Streifzüge, wie Dajana das für sich beschreibt, ist mein Zeitfenster zu klein. Mich fand ich auch eher durch Zufall bzw. in der Statistikauswertung meines Blogs auf anderen Blogrolls wieder.

Kurz:

Blogrolls sind – für mich – öffentlich geführte, eigene Lesezeichen, die ich aus Transparenz- und Wellenlängengründen gern mit euch teile.

Autor: steffen

Lebt. Liebt. Streitet.

24 Kommentare

  1. Ach so war das #blogröllchen gemeint! (Mir kamen direkt Waffel- oder Speckröllchen in den Sinn ? Aber das nur so am Rande)
    Und den Bauchpinsel gebe ich gerne zurück! 😉

    Antworten

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