
Der Samstag beginnt mit halbkomatösen Schlafeinlagen, sanft durchkreuzt von Remplern des bettlichen K2-Kreisels und der sich daraufhin wiederholt einstellenden Erkenntnis, dass der Hals trocken sei. Bis kurz nach sieben siegt die Hartnäckigkeit gegenüber den inzwischen stereo vorgetragenen Animationen aus der Nachwuchsecke. Ihre Freundin Faulheit hält derweil die Halsbenetzungswünsche auf Abstand.
Der Vormittag
Schließlich sind alle Ablenkungsoptiomen des Nachtschranks durch – Aufstehen ist angesagt. Der Hals nimmt es mit Genugtuung zur Kenntnis, die Kinder mit Appetitsbekundungen.
Weil der Kaffee alle ist, gibt’s halt Latte Macchiato, auch wenn sich die Kompatibilität des Zeitaufwands mit der Geduld der Halbhohen in Grenzen hält.
Beim Essen schließlich gehen Halsweh und die Gedanken an Frau Hasenherz schließlich Hand in Hand in die Ferne.
Nachdem der Lütte gestern mit Fieber erneut Mamas Hausordnungspläne revidierte und sie den freien Tag mit ihm statt der Restrukturierung entropiefreudiger Einrichtungsgegenstände verbrachte, greif ich den Gedanken an die Ferne gern erneut auf und suche selbige mit den Kindern auf:
Erst Altglas entsorgen, dann Brot, Knobi – und Kaffee – und noch ein paar Kartoffeln erstehen, so ist der Plan.
Damit hat die Dame des Hauses zumindest ein Zeitfenster lang Ungestörtheit.
Bahnfahren ist meistens ein Highlight für die Kids, also beschließen wir nach den fünf Minuten S-Bahn-Fahrt nach Buxtehude spontan, den eben eintreffenden Regionalzug bis nach Stade zu nehmen und dort fündig zu werden.
Die Idee entpuppt sich als nachhaltig beeindruckend: auf der Treppe sitzend schauen beide dem Zugführer über die Schulter. Offene Münder gratis.
In Stade angekommen becircen die beiden erst mal die Dame am Apfelstand so nachhaltig, dass sie ihnen ein Apfel aufschneidet. Geschenkt. Ohne, dass wir irgendwas am Stand hätten kaufen wollen.
Einen Stadtrundgang und binnen Minuten erledigte Einkäufe später streben wir zurück zum Bahnhof. K1 schließt im Zug mal eben fix neue Freundschaften mit ein paar Horneburger Kindern, die noch vor uns wieder aussteigen – nicht ohne herzliche Verabschiedungsszene ob der fünfminütigen Dreisamkeit.
Zuhause hat heute ausnahmsweise Mama die Wochenendmittagskochschicht übernommen – wir sind mit 12:15 Uhr spät dran im Vergleich zum Rhythmus der KiTa. Trotzdem ist neben definierter Müdigkeit des noch mittagschlafenden K2 schaufelt er -Verlustleistung inklusive – beherzt Spinat, Kartoffelbrei und Ei in sich hinein.
Danach pappsatt und hundemüde ist er keine fünf Minuten nach dem Aufschlag in der Waagerechten im Land der Träume angekommen. Ich schwanke kurz, selbst die Augen zu schließen, schreib aber stattdessen lieber diesen Post bis hierher und wohne als Belohnung einer gut ausgeleuchteten Vorstellung des Plötzlich-Wachwerden-Hinsetzen-Umfallen-Weiterschlafens bei.
Der Nachmittag
Nach knapp anderthalb Stunden kuschel ich mich an den kleinen Kumpel, in Kauf nehmend, dass er erwachen könnte. Klappt super: fünf Minuten später grinsen mich 16 Milchzähne an, die sich kurze Zeit drauf mit Freude in den Marmorkuchen senken, den auch seine Schwester genießt. Derweil bleibt der Altvorderenfront der Rüblikuchen zur Verfügung. Abgesehen von der Deko-Rübli: Ihre opulente Zuckerlastigkeit führt zu starkem Verzehrwunsch seitens des ältesten Kindes. Meinethalben…
Das Wetter empfiehlt sich, also starten wir zu einer zweiten Runde an der Frischluft.Natürlich war der vormittägliche Shoppingtrip von einer dedizierten Unvollständigkeit, weswegen wir vor dem Spielplatz erst mal die örtliche Drogerie anlaufen: Mama braucht da was…
"So Kinder, wollen wir los, der Mama ein paar Binden kaufen?"
"Binden! Binden!…"Die Selektivität des sprechfaulen K2 ist beeindruckend.
— Steffen (@papapelz) March 12, 2016
…und doppelseitiges Klebeband. Und einen Deckenhaken. (Fragen Sie nicht.)
Auf dem Weg fängt das große Schwesterherz wieder an, sich zu bücken und ich stelle mich schon innerlich darauf ein, dass ich zuhause wieder einen halben Zentner Steine entsorgen darf. Doch nein – inzwischen hat Madame ein Auge für kleine Abnormitäten auf dem Weg entdeckt, und präsentiert stolz: ein Geldstück.
Ihr Sparkonto freut sich: alles, was sich am Ende eines Monats in ihrer Spardose findet, wird jeweils am Monatsende aufs Konto geschoben – aufgerundet auf ganze 10€-Beträge.
Beim ersten Spielplatzbesuch des Jahres hat der kleine Mann einen Overload und kuckt nur allen und allem zu, während seine Schwester einmal alle Spielgeräte beturnt. Zumindest wird er noch ein wenig aktiver – und findet zielstrebig kleine Müllteile (Folien, Stöckchen, Blätter, etc.) im Sand, bevor er letzteren zielstrebig verkostet…
So harmonisch, wie Großteile des Tages verlaufen, sind selbst die Minuten, als es auf den Heimweg geht: Kein Gejammer, trotz der späten Uhrzeit, weder über den Weg noch über die Tatsache, dass wir das Paradies der Zeitlosigkeit verlassen müssen. Und den letzten Teil des Weges legen beide, vor sich hin glucksend, gemeinsam zurück.
Herz, was willst du mehr?
Bleibt noch das Abendessen, was zwar übersichtlich, aber ebenso friedfertig ausfällt, und während meine Schreibereien am Artikel hier zur Bereicherung der Draußen-Kännchen-Reihe seinem Ende entgegengehen, stoße ich mit der zwischenzeitlich heute nachmittag erfolgten, letzten Lieferung der Jagdergebnisse der diesjährigen Weinmesse an: einer trockenen Grauburgunder Spätlese eines meiner liebsten Weingüter der letzten Jahre: Den Beckers aus Gau-Odernheim.
Auf euer Wohl und einen baldigen Frühling!
Update: Ich wollte eine Ergänzung dranbasteln und Frau Mieraus WiB mit einem ganzen Wochenende beehren. Tut mir leid: Als gebürtiger Sachsen-Anhaltiner hab ich da nach den Wahlergebnissen heute keinen Nerv für.
Sorry.
13/03/2016 @ 20:23
@papapelz ??? So lebhaft als wär ich dabei gewesen.