
Samstag Morgen, ich verfluche innerlich still und leise das inzwischen geöffnete Gitter am Bett vom Fleischbärchen. „Aber iss will mit Ajan kusseln!“ haucht es aus der Tür kurz vor sieben, so lange zunehmend lauter, bis das zu bekuschelnde Subjekt sich eumelnd aus den Niederungen des elterlichen Bettes streckt und die Augen reibend wie ein eingeklemmtes Kätzchen fiepst.
„Er is doch wach!“, triumphiert es aus Richtung Tür. Momente, in denen ich die Irrationalität des Kleinkindlichen nicht vermissen werde, wenn die Bagage denn mal gesetztere Alterskreise erreicht hat.
Jetlag dank Nichtenglück
Noch ein wenig neben der Spur, aber schicksalsergeben gehen wir das Wochenende an, kuscheln uns gegenseitig halbwegs wach, genießen das Frühstück miteinander und brechen bereits kurz nach neun Uhr morgens auf, den Markt der schnieken Nachbarsstadt Buxtehude zu besuchen.
Frischluft tut gut, schließlich steckte ich gestern für ein paar Stunden in diversen Verkehrsmitteln, anschließend in einer Arena mit tausenden kleiner weiblicher Wesen, die in beherztem Pseudospanisch ihrem Herzenssternchen Violetta bei deren Performance beiwohnten. Als Onkel einer neunjährigen Nichte erfüllte ich ihren Herzenwunsch ebenso gern und ermöglichte ihr auf Kosten des eigenen Hörvermögens und einem gerüttelt Maß Beherrschung ob der Rosa-Blau-Portionierung den Besuch in der Hamburger Barclaycard-Arena. Was genau ich da erlebt hab, verdient einen separaten Artikel, für’s Wochenende reichte in jedem Fall die mitgeschleifte Müdigkeit aus dem Vortag.
Der Rustikalität des wettertechnisch durchwachsenen Wochenendes folgend übte sich der in letzter Zeit wieder intensiveren Sturzerlebnissen widmende Sohn des Hauses in unkonventionellen Haltungsposen,
während die Angebote wärmender Getränke auch nicht gerade in sprachlich höchsten Gefilden schwebten:
Auch die bildgebenden Momente des Wochenende in Bildern der Holden sind, aus der Außenperspektive betrachtet, von einer definierten Grazilität, was dem fertigen Ergebnis meist ja so nicht anzusehen ist…
Rechtzeitig zur Zubereitung des soeben erlegten Mahls aus erstgefrostetem Rosenkohl der Region, Kartoffeln aus eigener Ernte des Bauern vom Hof sechs Kilometer weiter und dem fast regionalen irischen Lachs waren wir auch wieder im trauten Heime, wo ich, gegen die Müdigkeit kämpfend den aktiven Küchenpart bevorzugte, während sich der Rest der Familie in Müßiggang und schlafesnährenden Sesselpups- und Lesungsgängen erquickte.
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Das dann anschließend halbwegs brauchbare Mahl, das ein Mitbringsel vom letzten Wochenende (nochmals danke an der Stelle, Peter! <3 ) ergänzen durfte, mundete allen Probanden dem Vernehmen (und den vertilgten Mengen) nach ganz zufriedenstellend.
Ebenso gemein war der versammelten Familie der Wunsch nach ein wenig Ruhe nach dieser Opulenz, was wir in getrennten Mittagsschlaf-Sessions mit den Kids planten. Geschlafen wurde dann wohl auch, wenn auch eher übersichtlich und ähm.. nunja.
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Zumindest reichte die erneut getankte Energie noch, um die wie üblich am Vormittag vergessenen Bestandteile der haushaltlichen Bedürfnisliste durch einen gemeinsamen Einkauf mit dem Nachwuchs zu besorgen (ergänzt durch einen kleinen Nachkauf, nachdem die Kids bereits im Bett versenkt waren. All hail the 22-Uhr-Schließzeit!). Irgendwann war schließlich auch K1 so energetisch ausgenuckelt, dass der Wagen zeigen durfte, was er so alles bugsieren kann.
Was im Bild fehlt: Der Ton zum Song „Nehmt die Hände auf den Kopf, formt dann einen Blumentopf, formt die Hände zu ’ner Brille und dann seid mal bisschen stille…“ Gern geschehen. 😉
Noch eben fix den Analphabeten vom örtlichen Werbungsverteilungsdienst helfen, unsere Papiertonne ein wenig zu füttern, und schon ist der Samstag vorbei.
Weil Schlaf ja sowieso überbewertet wird, haben wir übrigens heute umgeräumt: Beide schlafen ab heute gemeinsam in einem Zimmer, das zweite wird Spielzimmer für beide. Mal sehen, wie sich das gestaltet. Auch hierzu ist vermutlich ein eigener Blogbeitrag aus einiger zeitlicher Entfernung sinnvoller. 😉
Was auf jeden Fall sinnvoll ist: Vor dem neuen Ritual überlegen, wie das denn aussehen soll. Unsere nachmittägliche Eingebung des gemeinsamen Schlafens fiel uns nämlich erst wieder ein, als wir die Kids hinlegen wollten – wie immer in verschiedenen Räumen. Da geht noch was.
Lazy Sunday
Der Sonntag beginnt irgendwann um 2:18 Uhr. Welches davon weiß ich gar nicht, das war die Uhrzeit auf’m Handy, als ich K2 aus dem Kinderschlafzimmer evakuieren musste, weil es ihm dort ohrenscheinlich zu leise war. Kaum, dass er Mutters vertrautes Schnorcheln in zart intensiverer Lautstärke als das der großen Schwester vernahm, ratzte der kleine Mann selig weiter.
Irgendwann erstaunlich spät – so gegen acht neuer Zeit, schälte ich mich aus dem Bett, in dem ich seit sechs Uhr vergebens versucht hatte, dem Tochterherz nochmal in den Nexus zu verhelfen. Wir beschlossen, aufgrund der Ruhe aus dem Nachbarzimmer den Bäcker zu zweit aufzusuchen, mit Laufrad und Fahrrad.
Nieselregen. Fettes Brot sowohl als Ziel des Einkaufs als auch musikalisch im Kopf warteten wir geduldig. Was jedoch bei Bewegung fix in Schwung kommt, ist die Peristaltik, und wenn der Magen leer ist, gibt’s – Gesang.
Der Weg zum Bäcker war entsprechend. Dort gab’s direkt die erste Notration, anschließend das beliebte Spiel „ganz schnell bis zur nächsten Ecke, da gibt’s den nächsten Happen!“. Das tat. Half natürlich weder gegen Regen noch gegen erneut geschlossene Schranken. Was deutlich zu Lasten der strukturellen Integrität der Jagdbeuten-Hülle ging.
Endlich daheim angekommen war es Zeit, zu genießen. Beim Präsentieren der Brötchen fiel mir auch siedend heiß wieder ein, dass wir ein Weißwurstfrühstück geplant hatten, das fließend ins Mittag überführt werden sollte – Kochen nicht fulminant notwendig:
Sonntag Mittag, der Zeitpunkt für allerlei vielfältige kulinarische Genüsse*. *Reste der Woche
— Steffen (@papapelz) October 25, 2015
Naja. Auch egal. Also kürzeres Frühstück, dafür lieber noch den Vormittag etwas dehnen, um diese äußerst wertvolle zivilisatorische Glanzleistung der Zeitumstellung irgendwie zu kompensieren. Immerhin verirrte sich sogar die Sonne mal zu uns und malte die Umgebung schick an:
Die Kids in trauter Tracht und Eintracht genossen den Spaziergang: Mal mit Laufrad, mal zufuß und Hand in Hand…
…mal im Wagen zu zweit: alles geht, nix muss.
Und zwischendurch stoppte das Fleischbärchen einfach mal spontan bei einer Bank, setzte sich drauf und tat nix mehr. Auf meine Frage, was sie denn gern machen möchte, O-Ton: „Hier ist es so schön, hier will ich jetzt sitzen bleiben.“
Sagte und tat es.
Als schließlich auch noch Enten des Weges kamen, war die Romantik komplett: Nicht nur, dass das traute Federvieh sich von seinem Sonnennickerchen erhob, um quer über den Teich zu uns zu schwimmen, nein, die beseelte Tochter wollte den Enten auch Frühstück bringen.
Nährwert: Erst mal egal. Kindliche Fantasie eben:
K1 besteht darauf, die Enten zum Konsum mineralischen Futters* zu konvertieren. *wirft liebevoll Steine ins Wasser pic.twitter.com/x71thSpLEO
— Steffen (@papapelz) October 25, 2015
Kaum zuhause, mundete es allen hervorragend, die Sonne verkroch sich wieder, K2 zum Mittagsschlaf ebenso. Ganz unkompliziert im neuen gemeinsamen Schlafzimmer.
Derweil basteln Mama und Fleischbärchen um die Wette, was abstrakte und Waldörfliche Kunst angeht.
Auch die Kaffeetafel wird graziös dominiert von den Resten der Woche, in dem Fall: Opas Kuchenkaufrausch vom Freitag, an dem er für 4 Erwachsene und keksessende Kinder Kuchen in Batallion-Stärke zur Verfügung stellte.
Schließlich ist noch ein wenig Aufräumzeit drin, bevor wir heute auch die sonntägliche Klassiker-Badesession in der extralangen Version zur Freude der Kinder fahren, um ihnen die Energie aus den Körperchen und die Minuten aus dem Ziffernblatt der Uhr zu zerren.
Klappt. Hoffnungsvoll werden auch unermüdlich die Imitatwerkzeuge von Mamas und Papas aktueller Lieblingsgerätschaft bespielt; wenn das so weiter geht, können wir in absehbarer Zeit die Raumpflege an die nachrückende Generation abtreten.
(Falls jemand einen intelligenten Tipp hat, wie ich die Kids davon abhalte, sich die Krümel aus dem Kehrblech zu pulen: Immer her damit.) Schließlich endet der Tag so harmonisch, wie er begann: Der kleine Bruder wünscht zur Abendspeisung direkt neben der großen Schwester platziert zu werden, und ebenso einträchtig, wie sie hier genießen, wanderten sie auch flux in die Waagerechte – im gemeinsamen Schlafzimmer.
Bleibt zu hoffen, dass sich das möglichst geruhsam einpegelt und die beiden ihren guten Draht zueinander noch weiter vertiefen können.
Solltet ihr neben dieser Ansammlung von Banalitäten noch ein wenig mehr Einblicke in die Wochenenden anderer werfen wollen: Susanne sammelt die Dinger wie immer bei sich. Schönen Restsonntag noch!
25/10/2015 @ 22:56
Äh, danke für den Ohrwurm, der mich nun den Rest meiner Bahnfahrt begleiten wird…
26/10/2015 @ 6:31
Gern geschehen!
Ich vermute, der Kinderklassiker ist noch einprägsamer als der Fetten Brote Silberfische, deren zweiter Strophenbeginn zart verklausuliert erwähnt war? 😉
25/10/2015 @ 23:58
@papapelz Darauf kommt es doch nicht an!
26/10/2015 @ 0:02
@papapelz ich dachte das muss so ? will ja nicht immer als klugscheißer da stehen ?
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