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Hose runter! – Transparenz bei Kooperationen

Wer mich kennt weiß, dass ich ein Freund klarer Worte bin. Wer Werbung kennt, der weiß, dass die gern alles andere ist, aber eben nu grad nicht offen, ehrlich, transparent und nicht beschönigend. Kleine Crux mit großer Wirkung: Mutmaßlich könnte meine Kooperationsseite eher Abschreckungs- als Attraktivitätspotenzial entwickeln – aber hey! – sollte es tatsächlich mal zu ’ner Kooperation kommen, dann könnt ihr sicher sein, dass ich schwer von dem Zeugs überzeugt sein muss.Was’n nu?

Ums vorweg zu nehmen: Ich hab bisher noch keine hier auf dem Blog gemacht. Das Blog is’n Baby und lebt ja auch noch keine fünf Monate. Anfragen gab’s allerdings schon ein paar. Und weil es auch auf meinem Erweckungserlebnis als Papablogger, dem #Blomm im Mai diesen Jahres, schon ein Thema war, hab ich mich also entschlossen, nicht nur die Kooperationen selbst, sondern auch die Anfragen transparent zu machen, nachdem der Austausch von Freundlichkeiten vollzogen ist.

Mag sein, dass das dazu führt, dass mir keine mehr angeboten werden, aber das war und ist sowieso nie primäres Ziel meines Mitteilungsbedürfnisses hier gewesen.

Nutzen? Check.

Wem könnte das also überhaupt nutzen? Die Antwort ist denkbar einfach: Dir. Du kannst dir ansehen, ob du auch ein*e Angeschriebene*r von vielen bist. Ob bis auf den Namen unterm Schreiben die Formulierungen ähnlich oder gleich sind. Ob und wenn ja wie sich der Tonfall einem Blog meiner Größe mit dem deines Blogs unterscheidet.

Und natürlich besteht auch die Möglichkeit, sich anonym ein wenig Luft zu verschaffen, wenn es mal mit nem bereits bestehenden Partner bescheiden entwickelt, du aber aus der Nummer schlecht oder nicht wieder rauskommst.

Will ich überhaupt welche, wenn ich so agiere?

Die Antwort ist einfach: Klar. Ehrliche Werbung ist vielleicht selten, aber eben nicht unmöglich. Und ja, es gibt auch Produkte oder gar ganze Konzepte und Firmen, die sind tatsächlich einfach nur gut sind. Da würd ich für werben. Beispiele gefällig?

  • Unseren Kinderwagen von Brio, der uns bald drei Jahren unverwüstlich begleitet. (Schleichwerbung siehe Beitragsbild)
  • Die Kaffeemaschine von Bomann, bei der vergessen wurde, die Obsoleszenz einzubauen, und die seit dem letzten Jahrtausend unermüdlich arbeitet.
  • Die Trage von Ruckeli, mit der wir insbesondere den kleinen Mann schon ein paar Marathons weit getragen haben.
  • Das Fairphone, über das ich sogar anno dazumal schon mal schrieb. (Ganz ohne Kooperation. Das geht. Ehrlich!)
  • Manomama: Während die Holde mit den Schnitten bisher nicht so warm wird, würd ich mich gern komplett da einkleiden, weil in dem Laden einfach alles stimmt. Und ich ihn und seine Chefin von Anfang an virtuell begleiten durfte.

Auf der re:publica15 mit Spezialanfertigung von manomama – das Logo wurde wiedererkannt, der Twittername nicht. 😉

Butter bei de Fische

Und um euch einen Einblick zu geben, was bisher so kam, werd ich nachfolgend einige Ausschnitte – natürlich zum Schutz der Schreiberlinge anonymisiert – zum Besten geben, meine Reaktionen inklusive.

„Lieber Steffen Pelz,

wir haben Deinen Blog entdeckt und mögen Deine Themenwahl sehr, daher würden Dir gerne unseren (…) Wir denken, dass … für junge Menschen wichtig ist und würden uns daher sehr freuen wenn Du … in Deinem Blog besprechen würdest und deinen Ruhrpott Fans den Film vorstellst. Wenn Du Interesse hast, würde ich…“

Bei meiner ersten Anfrage blieb ich noch lieb und wollte den offensichtlichen Copy-Paste-Fehler nur telefonisch ansprechen. Ruhrpott-Fans hab ich vielleicht seit der #wubttika, aber nicht bereits zwei Monate vorher. 😉
Meine Bedingungen sind klar. Die gleichen, wie sie auf der Koop-Seite stehen.

Lieber Steffen,
leider können wir dir keine Aufwandsentschädigung anbieten. (…) Wir haben inzwischen bei Facebook über 10.000 Fans und wachsen mit über 1000 Fans pro Woche. In den letzten zwei Monaten haben wir über 1 Millionen Menschen erreicht. Wenn du einen Beitrag über About A Girl erstellst freuen wir uns natürlich diesen zu sharen und können in diesem Sinne voneinander profitieren.

(und ne Woche später…)

Lieber Steffen,
hast du dir überlegt ob dich … interessieren würde (…) ?

„Moin …,
danke für deine Nachfrage.
Ich dachte, ich wäre bereits in meiner ersten Mail deutlich genug gewesen:
„… gesetzt dem Fall, dass ihr mit dem leben könnt, was ich so an Prinzipien mit mir durch die Welt trage:

3. Für Recherche, Interviews, Schreiben, Bewerben in öffentlichen Kanälen usw. braucht’s Zeit, die durch eine Aufwandsentschädigung in verhandelbarer Höhe vergütet wird.“
‚Null‘ ist keine verhandlungswürdige Höhe. Auch nicht für freie Journalisten. 😉
Sonnige Grüße von der Elbe an die Spree,
…“

Die augenzwinkernde Antwort, n Versuch sei’s Wert gewesen, hinterlässt zumindest noch nen positiven Eindruck.

Andere Perlen

Hallo lieber Papapelz-Blogger,

sicher kennen Sie das auch: Läusealarm in der Schule, im Kindergarten oder im Freundeskreis.
Mit … kommt nun ein neues Produkt auf Basis der Natur auf den Markt. Es basiert auf Kokosöl, es nimmt den Läusen im wahrsten Sinne des Wortes die Luft.
Die Läuse ersticken einfach und so kann auf unnötige Chemie verzichtet werden.

Lustige T-Shirts und Tattoos mit sterbenden Läusen inklusive. Brrrr. Anrede, Ignoranz der Inhalte meines Blogs – da geht einiges Hand in Hand schräg.

„Moin …!
Vielen Dank für deine Mail.
Tatsächlich kenne ich das bisher nicht: Läusealarm irgendwo.
Was Mittel gegen Läuse angeht, freue ich mich auf Produktvorschläge aus regionaler Produktion/regionalen Rohstoffen. Die bin ich im Bedarfsfall auch gern bereit zu testen.

Auf lustige Shirts aus anderen Materialien als nachhaltig erzeugten Rohstoffen und/oder die zu nicht menschenwürdigen Konditionen hergestellt wurden, verzichte ich übrigens gern. 😉

Beste Grüße von der frühmorgendlichen Süderelbe,
…“

Keine weitere Reaktion mehr.

Hallo Steffen,

ich bin … von …. Für unser neuestes Projekt, ein Online Vergleichsportal mit kostenlosen Produkttests für u.a. Sicherheitsoftware, Lernportale und Musik/Bildbearbeitung bin ich auf der Suche nach spannenden Webauftritten wie papapelz.de, die uns dabei helfen, unser neues Projekt etwas bekannter zu machen. Ich denke, dass deine Seite eine für uns passende Zielgruppe anspricht.

Hättest du Lust deinen Blog um spannenden Content zu erweitern und mit uns zu kooperieren, bspw. zu einem Thema aus dem Bereich Wie schütze ich meine Kinder vor den Gefahren im Internet, Welche Lernplattform ist geeignet und passt am besten, alles für das Kind, Herbstmode und Spielsachen oder Online Fotobücher – um die schönsten Momente festzuhalten? Du beschäftigst dich ja unter anderem mit dem Thema und hast schon einige sehr ansprechende Artikel dazu veröffentlicht. Möglich wäre auch eine Artikelerweiterung in einem Beitrag zum passenden Thema. Für eine Veröffentlichung würden wir natürlich eine Aufwandsvergütung zahlen.

Alternativ könnte auch ein Beitrag für eine Online shopping Mall verfasst werden. Bspw. zu dem Thema Kleidung, Spielzeug und andere schöne Dinge für das Kinderzimmer und die Wohnung.

Ich bin begeistert über so viel thematische Inkompatibilität und herze nach der Standardnachhakmail seitens der Agentur zurück:

„Moin …,

danke für deine Erinnerung!
Ich kam mir bei deiner ersten Mail ein wenig veräppelt vor, weil ich über keines der von dir angesprochenen Themen bisher geschrieben hatte. Ebenso wenig gingst du auf das ein, worüber ich tatsächlich geschrieben hatte.
Bis mir ein Licht aufging: Würde ich meine Blog-URL und meinen Namen durch Variablen ersetzen, hätte ich eine tolle Schablone für Massenanschreiben. Mit ein wenig Fantasie entpuppt sich auch deine Nachfrage als ziemlich schablonig. Was ich davon halte, kannst du hier(https://papapelz.de/kooperationen) nachlesen.
Hab noch eine schöne Woche! 🙂
…“

Bleibt spannend

Ich, mit Ruhrpott-Fans gesegnet, in anderen Anfragen als Autorin geführte papapelz-Bloggerin, die sicherlich Läuseprobleme kennt und gern kostenlos aus Neugierde am Produkt Rezensionen darüber schreibt oder wahlweise meine profunde Modeblogger-Vergangenheit in die Waagschale werfen kann – ich bleibe gespannt, ob es da draußen Menschen gibt, die sich für ihr Gegenüber auch im Geschäftlichen interessieren. Ich bin ja noch jung dabei.

Liebe …,

vielen Dank für deine Mail.
Ich freue mich, dass ihr meinen Blog empfehlen wollt. Das dürft ihr gern tun.
Empfehlen werd ich auf meinem Blog übrigens nix, was ich a) nicht selbst ausprobiert hab und b) nix, wovon ich nicht überzeugt bin. Da könnt ihr aber mit um, oder? 🙂

Liebe Nacht-Still-Grüße aus dem Hamburger Umland,
Steffen

PS: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ihr im generischen Femininum schreibt (falls ja: cool, weiter so!), aber ihr dürft mich auch gern einen Autor statt „Autorin“ nennen.

There’s still hope yet. 🙂

Autor: steffen

Lebt. Liebt. Streitet.

29 Kommentare

  1. Wir bekommen hin und wieder auch sehr komische Kooperationenanfragen.

    Z.b. zum Thema Hochzeit u.s.w.

    Wir haben mal eine Anfrage von einem Matratzen Hersteller bekommen, der seinen Text bei uns posten wollte, und wir dafür einen 150€ Gutschein für seinen Shop bekommen hätten, die Preise in dem Shop gingen ab 700€ los.

    Ich habe oft das gefühl das die Firmen sich nicht anschauen welcher Inhalt im Blog ist.

    Antworten

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