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KiTa – a whole new world

Morgens früh um sieben klingelt der Wecker.
Nicht, dass ich ihn gebraucht hätte. Seit vor fünf rempelt der mittlerweile vier Wochen alte Spross im elterlichen Bett so heftig, dass Papa den Auftrag zur Beruhigung gefangen hat.
Kaum ertönt allerdings der Wecker, ist das Gefühl opulenter Übermüdung trotzdem wieder präsent. Im Angesicht der optimierten Schlafzeit (stellt ihr den Wecker etwa früher als unbedingt möglich?) bleibt keine Zeit für Beschwerden über die Müdigkeit, deswegen bekommt das Bad seinen Erstbesuch bereits in weniger als zwei Minuten nach dem vermaledeiten Weckdingi.

Kind wecken. Mich graust vor der Bandbreite der Reaktionsmöglichkeiten. Kaum betrete ich den Raum, kommt: „Auf!“, das Kommando für Fenster aufmachen vom Kind. Erleichertung meinerseits. Im nach wie vor dunklen Zimmer sehe ich an den verqueren Gesichtszügen von Emmi, dass sie noch gar nicht richtig wach ist. Stört sie aber nicht. Wickeln, anziehen, runter zum Frühstück.

Das Müsli verschwindet erfreulicherweise unproblematisch im Verdauungstrakt der großen Schwester, während der kleinere Wurm – Funktionsbezeichnung Bruder – noch immer nicht umweltreaktiv ist.

Mama bereitet derweil das Frühstück für die KiTa zu, und weil wir nix wirklich wissen, so an Tag 1, bekomme ich später Hasenstullen zu essen.

Emmi wird in den Wagen verstaut, der eigentlich ein Fahrradanhänger ist. Da Papa am Wochenende viel sinnarmes, nicht aber das Anbauen der Kupplung am Fahrrad vollbracht hat, wird heute zur KiTa geschoben. (Randnotiz: Direkt nach dem Post wird geschraubt!)

Ein kurzes Lebenszeichen von unterwegs, dafür reichts grad noch.

https://twitter.com/papapelz/status/521541081885077504

Wir kommen an. Und weil der Papa so strukturiert am Morgen funktioniert, laufen wir zwei Meter vom Gruppenraum entfernt nochmal die ganze Strecke durch die KiTa zurück zum Wagen, um die Klamotten zu holen, die er im Wagen vergessen hat.

Die Tür geht auf, das Kind erstarrt in einer Mischung aus Neugierde, Begeisterung und Overload Error. Da sitzen drei Erzieherinnen und 6 Kinder auf dem Teppich. Spielen, singen und erzählen durcheinander. Wir gehen hinein.

Der Papa sitzt auf dem Sofa und versucht, sich so gut wie möglich aus dem Spiel herauszuhalten. Das klappt ungefähr zehn Sekunden lang. Dann kommt das erste Buchlesegesuch. Aber nicht von Emmi, die verarbeitet noch das sich ihr bietende Bild im Stillstand. Stattdessen kommt ein Junge, der mit mir ein Bilderbuch diskutiert haben möchte. Knapp 10 Sekunden später dann ein Mädchen, dass gern ebenfalls vorgelesen haben mag.

Dann erwacht auch Emmi und fordert Aufmerksamkeit ein. Die Erzieherin Maleika lernt Emmis kategorisches Nihilistenwesen kennen. („Lesen?“ – „Nein!“ „Spielen?“ – „Nein!“ – „Was möchtest du denn machen?“ – „Nein!“) Erstmal nur mit Papa.

Wie auf ein Zeichen fangen die Erzieherinnen und die Kinder an, einen Aufräumsong zu singen. Selbst Emmi hilft nach einigem Zögern mit. Das kann sie ja bereits von zuhause. (Möge es uns noch auf Dauer erhalten bleiben, dass das Kind von selbst wieder aufräumt, wenn es müde wird.) Anschließend geht es in langer Reihe Hand in Hand singend in den Waschraum. So viel Interaktion ist dann doch wieder etwas viel, wir bilden also zu zweit eine eigene Reihe und marschieren der Gruppe hinterher.

Töpfchenzeit, Wickeln, Händewaschen vorm Frühstück. Zweite Runde des Nihilismus, beim Händewaschen zieht Papa die Vetokarte und nach anfänglichem Protest gefällt es ihr sogar. (Wie auch zuhause.)

Singend zurück in den Gruppenraum: Frühstückszeit!
Es gibt Milchreis und Wasser. Ist aber total egal, weil ja alle am Tisch sitzen, ein Lätchen umbekommen und überhaupt: Emmi laviert immer noch nahe am Overflow. Den Milchreis darf Papa aufessen, nachdem Emmi ihn für probier-, aber nicht verzehrbar hält. Und dann, im Eifer des Gefechts: Der von der Erzieherin angeboten Apfel wird nicht abgelehnt. Der Nihilismus gerät ins Wanken!
Der Pfannekuchen (Eierkuchen oder wie auch sonst ihr das Ding nennen wollt) wird wieder über den Normweg (Von der Erzieherin: „Nein!“, von Papa: *Mampfgeräusche*) bezogen.
Lappen für alle, einige Kinder mit mittelalterlicher Grazie bei Einfahren der Mahlzeit brauchen mehr als einen. Eigensäuberung.

Und weiter mit dem Spielen. Die Erzieherinnen und ich sind uns einig: Das war bisher gar nicht sooo übel. Morgen wieder.

Frage an Emmi: „Wollen wir nach Hause?“ – „Nein!“
Zweite Frage: „Möchtest du hier bleiben und weiterspielen?“ – „Ja!“.

OK, zwei Minuten Pause, zweiter Versuch. Gleiches Resultat.
Wir beschließen, den für Mittwoch angesetzten Eskalationsversuch (Papa verlässt den Raum) vorzuziehen. Die gleichen Fragen von der Tür aus. Gleiche Antworten. „Dann geht Papa jetzt allein, ja?“ – „Ja!“.

Alles klar.

Das Ganze hält fünf Minuten. Dann Sirene aus dem Nichts, schnell nachsehen, ob Papa noch da ist. Und ab dafür.

——-

Das war Tag Eins. Der Mittagsschlaf endete ebenso abrupt wie zu früh in der gleichen Tonalität wie der erste Tag in der KiTa, aber auf Nachfrage nach dem Beruhigungskuscheln war schon wieder der Wille zum neuerlichen Spielen mit den Kindern da.

Wohlan denn!

Autor: steffen

Lebt. Liebt. Streitet.

5 Kommentare

  1. Pingback: Es ist ein…Papa! | Teilzeitpazifismus im Lernmodus

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