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Bullshit-Bingo-Material für’s Allgemeinwohl

Drei Tage Offsite, Thema „Work Life Balance“.

Das klingt erst mal nach einer erholsamen Pause vom nicht gänzlich stressfreien Alltag eines IT-Projektmanagers. Und abgesehen davon, dass es das tatsächlich war, hatte ich mit dieser Annahme so Unrecht, wie es nur eben geht.

Warum das eigentlich?
Anno 2011 zog ich mit meiner Holden in unser neu gebautes Heim. Zur Vervollständigung des trauten Lebensglücks, von dem unsere konservativen Freunde feuchte Augen bekommen, fehlte also nur noch ein Kind – was sich alsbald 3 Monate nach dem Einzug auf den Weg machte. Ergo mühten wir uns im Eiltempo an der Fertigstellung der Außenanlagen des trauten Nestes.

Die Quittung bekam ich im Sommer, als ich statt eines nahen Urlaubs das noch nähere Krankenhaus mit Verdacht auf Schlaganfall aufsuchen durfte und die dortige Küche eine Woche lang genoss. Kurz danach beschloss ich, ich müsse ein wenig mehr Gleichgewicht in mein Leben bringen – und da mein auch heute noch sehr sozial veranlagter Arbeitgeber so etwas mit Maßnahmen fördert, gedachte ich sie auch, wahrzunehmen: Ein Seminar mit dem Bonuswort des Bullshit-Bingos: Work Life Balance.

Der Termin Anfang 2013 wurde abgesagt, aus meinem Hinterkopf verschwand der Wunsch aber nicht, schließlich war ich mir relativ sicher, dass ein Kind als zusätzlicher „Stakeholder“ des Lebensumfeldes zusätzlich zum existenten Rest ein wenig Energie und Aufmerksamkeit ergattern würde wollen. Also Anfang 2014.

Hier war ich nun, saß mit 5 weiteren Probanden auf einem kleinen Hotel in der Nähe der Ostsee in einem Seminarraum und blickte erwartungsvoll auf die Trainerin Yvonne, die uns durch die nächsten 3 Tage führen sollte.
Den imaginären Bingo-Schein vorm inneren Auge hoffte ich still in mich hinein, der Ausflug könne mir vielleicht die Ursachen meiner gefühlt permanenten Erschöpfung aufdecken, auf das ich etwas dagegen unternehmen könne.

Was folgte, waren drei Tage intensiven Miteinanders: Wir diskutierten in Dialogen mit wechselnden Partnern unsere konkreten Beispielsituationen, die uns erregten.

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Trugen unsere Erwartungshaltungen vor, die wir in diesen Situationen haben. Analysierten die Erwartungshaltungen, die wir anderen unterstellten.

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Diskutierten unsere Wünsche und Ziele auf längeren Spaziergängen. Versuchten, unsere Gegenüber die jeweils wichtigsten persönlichen Werte zu erläutern. Leiteten aus unseren Ideen zur Verwirklichung dieser Werte konkrete Möglichkeiten ab, wie wir diese wohl erreichen könnten. (Nordic-)Walkten durch eine eisige Landschaft und tauschten uns zu unseren Ideen aus, um diese Möglichkeiten in die Tat umsetzen zu können. Verdeutlichten unsere Situation und was uns bisher an unserer Umsetzung hinderte.

Alles in Zweiergesprächen.

Und am Ende stand eine einfache wie bestechende Erkenntnis: Die größte Bremse sitzt meist zwischen den eigenen Ohren.

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Diese erholsame Pause erging sich an den drei Tagen von 9-19Uhr, von halb acht bis halb acht und nochmal von halb 8 bis um 18 Uhr – und es kam mir trotz der raumgreifenden Intensität erfrischend, stärkend und belebend vor. Das hätte ich bei aller Liebe in der Intensität so nicht erwartet.

Meine Top 5  Werte, die mir Kraft geben, sind übrigens: Nachhaltigkeit, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Empathie und Offenheit. Die sind leicht zu verletzen, noch leichter zu ignorieren – wer mich auf die Palme bringen will, weiß damit also, wie das am Effektivsten klappt.

Was ich dagegen tue? Sie selbst vorleben. Mich äußern. Einbringen. Aufregen. Und das kundtun. Und wer aufgepasst hat, dem ist bestimmt auch inzwischen aufgefallen, wie ich das seitdem umsetze. 😉

 

PS: Jo, hier gibt’s jetzt regelmäßig Updates. Denn zum Auf- und Anregen in Prosaform jenseits der 140 Zeichen ist das hier wesentlich besser geeignet.

Autor: steffen

Lebt. Liebt. Streitet.

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