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Kulinarik

Als ich mir den „Gleichberechtigungsfetischisten“ in die Twitter-Bio und den Subtitel des Blogs gravierte, meinte ich das in jedweder denkbaren Hinsicht. Das heißt natürlich auch, dass ich genauso wie die Holde hinterm Herd steh und Essen koche. Dass das nicht so häufig passiert wie bei ihr ist eher zwei Umständen zu verdanken:
1. An mindestens 4 Tagen die Woche muss ich nach Hamburg ins Büro. Da geht’s schlicht nicht.
2. Ich darf nicht so häufig. Wer kocht, braucht nicht aufräumen. Und Anne zaubert lieber kreativ (und geschirrintensiv) als dass sie putzt.

Das Erbe der Altvorderen

Als Kind einer Köchin, ausgestattet mit reichlich Köchen im Elternkreis der eigenen Freunde, müsste ich das eigentlich locker drauf haben. Seit Kindesbein an half ich mit in der Küche, zuhause wie in Mutters KiTa-Küche. Allein, ich kochte bis zum Studium nie komplett selbst. Und wenn, dann schrieb ich mir vorher pedantisch genau auf, was es denn benötigte, um ein Gericht hinzubekommen. Schließlich waren da lauter Küchenmenschen, die das kritisch begutachten könnten. Und außerdem war ich ergebnistechnisch ja reichlich verwöhnt.

Ich weiß nicht, wann ich aufgehört hab, Mama anzurufen, wenn ich am Zubereiten von Essen war. Irgendwann isses einfach passiert. Ihr „ja du musst halt nach Geschmack würzen“, was mich zuvor an den Rand der Verzweiflung trieb (Womit zur Hölle? Und wieviel davon? Es gibt so unendlich viele Gewürze, und ich konnte mir verdammt nochmal nicht merken, welches wie schmeckt, für welche Gerichte es verwendet werden kann und überhaupt!), hatte sich erübrigt.

Die gutbürgerliche Dualität

Aus meiner Zeit unter Mamas Fittichen hab ich einiges an Lieblingsgerichten geerbt. Rouladen, Königsberger Klopse, Frikassee, Altmärker Hochzeitssuppe und Kartoffelsalat. Und Suppen.

Ob ich als Kind gern Suppen gegessen hab, weiß ich gar nicht mehr. Sehr wohl kann ich mich daran erinnern, dass die elend langen Menüfolgen an Heilig Abend sich in mein Hirn brannten. Unvergessen der unendliche Ekel vor Zungenragout, das aufgegessen werden musste, bevor es – nach Abwasch und Abtrocknen – endlich in das Wohnzimmer (Erinnerungsvokabel: in die Stube) zur Bescherung ging. Jahre später, so irgendwo rund ums Abi, genoss ich bereits das Zungenragout in vollen Zügen und zelebrierte lieber das Essen vorher als den Kommerzaustausch danach.

Ich mag diese Küche nach wie vor. Auch die Abwandlungen, die ich auf meinen 2003 beginnenden Reisen zu schätzen lernte: Nach Irish Stew oder nem leckeren Full English/Irish Breakfast ist mir auch heute noch regelmäßig zumute.

Ich weiß ja nicht, wie’s anderen DDR-Geborenen geht, aber Pizza stand bei uns eher selten bis gar nicht auf dem Speiseplan. Egal, ob als Salzkartoffeln, Kartoffelbrei, Puffer, Kloß oder Pellkartoffeln – die Knolle war zentraler Punkt der Küche. Bis ich sie nicht mehr sehen konnte.

Mittelmeerisch

Dementsprechend enthusiastisch begrüßte ich 2002 die Ernährungsgewohnheiten der MalteserInnen auf meinem ersten Urlaubstrip überhaupt, seit 1991 der letzte Familienurlaub – in Bayern – mit den Altvorderen zu Buche stand. Pasta in unendlichen Variationen, Fisch nicht weniger facettenreich, Pizzen, die ich – entweder aus Verblendung über den authentischen Genuss oder weil sie tatsächlich so genial waren – bis heute als die leckersten bisher genossenen definiere. Ein einziges kulinarisches Erweckungserlebnis.

Seitdem gibt’s für mich kein Halten mehr. Ich probier gern alles aus, was die Küchen der Länder so hergeben. Und – wie am Rande ersichtlich – versuch ich mich mittlerweile auch spontan vor Ort. Persisch, griechisch, französisch, irisch, belgisch, russisch, neuseeländisch, italienisch, thailändlisch, chinesisch, peruanisch, spanisch, portugiesisch, namibisch, mexikanisch, dänisch, libanesisch, egal: Ich liebe sie alle. Nicht alles von jeder, aber jede hat ihre Stärken. Und alles, was grobschlächtig als mediterran durchgeht, gehört (neben allem capsaicinlastigen) zu meinen Lieblingen.

Und wat is nu Platz 1?

Wenn ihr mich jetzt fragt, was denn vor allem anderen steht, wenn’s ums Essen geht, dann muss ich gestehen

Mein #alltimefavorite ist: Möhrensuppe.

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(Das hier ist ne Variante mit Kohlwurst.)

Ja, die Wurzeln. Also physisch wie entwicklungstechnisch. Das wird dann auch der Auftakt meiner thematischen Erweiterung hier: bevor ich all die tollen Rezepte wieder vergesse, die so meinen Weg kreuzen, mal ich das für mich hier auf. Und lass euch dran teilhaben. 🙂

Bei der Gelegenheit hätte ich auch gleich eine Frage an euch: Was sind denn eure Lieblingsgerichte? Ist auch egal, ob selbst gekocht oder von anderen. 😉 Würd mich freuen, wenn sich ein paar finden, die das entweder hier oder auf Twitter oder Facebook unter dem Hashtag #alltimefavorite kommentieren. Und weil ausprobieren sowieso das Beste von allem ist, würd ich alles, was so kommentiert wird, selbst mal in der Küche zaubern und das Ergebnis hier dokumentieren.

Deal? 🙂

Autor: steffen

Lebt. Liebt. Streitet.

19 Kommentare

  1. Um alle Lieblingsgerichte aufzuführen, würde Fb gesprengt. Einfacher, jetzt vom Smartphone aus, ist es, die aufzuzählen, die bis heute NieimLebennichGerichte sind. Matjes in ApfelJoghurt Soße z.B. Zuhause gab es damals Essen nach Plan. Ergo….in gewissen Monaten alle 2 Wochen samstags Matjes! Ich stopfte so viel Kartoffeln in den Mund, dass der Matjes nicht zu sehr zu schmecken war. Dies nur, um die Kartoffeln vor dir in Schutz zu nehmen 🙂 Noch schlimmer, und da helfen auch keine Erdaepfel mehr, ist Leber ! Alleine der Geruch….schüddel…zum Weglaufen! Und ich bin kein Bauer – alles selbst
    probiert. Schließlich bin ich auch eine Köchin. Es gab noch mehr „Schüddelgerichte“. Doch auch ich stelle fest, dass Geschmack sich verändert….mit dem Alter. Ach ja, geht es dir auch so? Nach gewürztem Essen, muss hinterher etwas Schokoladenaehnliches. Und umgekehrt. Oder ist das etwas Geschlechtsspezielles, in das man(n) sich nicht hineinversetzen kann ?! 😉

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  2. Lose Wurst, Leber, Matjes… klingt alles sehr vertraut auf der Kindesalter-Bäh-Liste.
    Und ja, das passende Getränk zum und ein kontraindizierendes Dessert nach dem Essen sind immer gut. 😉

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  3. The fun part: Der Entwurf des Blogposts hieß „All time favorite: Möhrensuppe.“ Als ich fertig war mit dem geplanten 5-Zeiler-Vorspann ‚warum ich jetzt Rezepte aufschreibe‘, war der Artikel da. 😀
    Et kütt. In Kürze, Flauschi! :*

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