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Eingewöhnung, die 2te: Montag

September 2014, der kleine Mann kommt zur Welt, während die nunmehr große Schwester zeitgleich einen KiTa-Platz bekommt. Wir starten einen Monat später mit der Eingewöhnung, mein Tochterherz und ich. Damals sah ich die Sache souverän und dachte, das krieg ich locker über die Bühne.
Was für ein Irrtum… Und nun? Stand die Eingewöhnung des Lütten an – für den ich Hauptbezugsperson bin.

Alles anders

Wir starten direkt mit mildem Chaos: Statt beide Kinder im Wagen, Mama bis zum Bahnhof nebendran und dann KiTa für beide – erscheinen Oma und Opa morgens, Brötchen in der Hand, das Mittagessen vorgekocht. Rechtzeitig zum Wochenende hat das Fleischbärchen nochmal 40,4° Fieber ausgepackt, damit fällt der geplante Wochenstart flach.

Wir frühstücken gemeinsam, Mama startet zuerst, anschließend – mit leichtem Protest des entrissenen „Telefons“ wegen – der Junior und ich.

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Alles wie immer?

In der KiTa angekommen, kennt er den Weg ja bereits vom täglichen Verschiffen seiner großen Schwester, die er morgens schon oft begleitet hat. Nur das finale Abbiegen kennt er natürlich nicht, weil er in eine andere Gruppe kommt.

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Ankommen, ausziehen verwundert ihn etwas, blieb er doch bisher immer in Montur, aber unverändert gute Laune. Wir betreten den Raum, sehen erst mal niemanden, hören dann aber Kinder. Meine vorsichtige Frage, ob ich hier richtig sei, wird leicht belustigt bejaht. Sie kennen ihn ja längst, die Betreuerinnen. Vom Abholen der großen Schwester nachmittags, wenn alle Kinder beisammen sind. Ich konnte mir aber ums Verrecken nicht merken, ob nu Sonnen- oder Sonnenstrahlgruppe richtig ist (ja, die gibt’s beide da).

Alles neu

Naja. Monsieur ist jedenfalls verwundert, aber neugierig. Als erstes entdeckt die zertifizierte Fachkraft für potenzielle Gefährdungen die erreichbare Laterne auf dem Kindertisch. Der Widerspruch der Betreuerin erfährt eine wesentlich stillere Resonanz als wenn es von mir gekommen wär. Puh, Schwein gehabt.

Anschließend entdeckt er die Kinderküche. Ich bin ab dem Moment abgemeldet, jedenfalls für ihn. Mit den Dingern kann er sich im Wortsinn Stunden allein beschäftigen.

Ich werde hingegen vom Rest der Gruppe erkundet. Papa ist mit dem Auto zur Arbeit. Mama wäscht mich immer mit dem Schwamm, nein, Papa macht das nie. Ein Mädchen füttert mich unermüdlich mit imaginären Kartoffeln, der kleinste Wurm mit erstaunlichem Vokabular bekrabbelt mich, als wär ich schon immer wie Inventar gewesen.

Die Leiterin der KiTa schaut vorbei, begrüßt uns uns wir unterhalten uns kurz darüber, wie gut es doch letztlich sei, dass er nicht in die gleiche Gruppe wie seine Schwester kommt: So kann er seine Position frei finden und steht nicht unter ihrer Fuchtel, wie das seit neuestem immer mehr zuhause der Fall ist. Und Streit um die Bezugsbetreuerin wird’s damit auch nicht geben.

Schließlich ist Wickelzeit. Der Lütte findet das Wickeln generell nicht so prickelnd, erst recht nicht, als sich eine der Betreuerinnen anschickt, das an meiner Statt zu machen. Die Dauersirene von der Tür wegens beinahe eingeklemmter Finger (nicht, dass irgendwas passiert wär – aber es hätte! Drama.) gibt den Ton vor.

Alles halb so wild

So schnell, wie es losging, ist es auch wieder vorbei, der Morgenkreis steht an. Im Gegensatz zu seiner Schwester ist der kleine Mann neugierig, was die Kinder denn da singen. Und klatscht anschließend sogar ein wenig mit, trotz inklusivem leicht verdattertem Gesichtsausdruck.

Frühstück: Nicht nur sucht er sich einen Platz, nein, er isst auch. Wie die anderen Kinder. Ein kleiner Stolz krabbelt in mir hoch, der jäh ertränkt wird, als er einen Becher zum Trinken erhält, den er postwendend ansetzt und sich schwunghaft nahezu selbst ersäuft. Kurzes Ringen um Luft, ein gediegener Bauer und weiter geht’s mit dem Essen. Ich wünsche mir klammheimlich, auch so im Moment versinken zu können.

Nach dem Frühstück schließlich werde ich als Vorlesekraft von den anderen Kindern entdeckt. Und nachdem ich bereits zwei andere Kids auf dem Schoß versammelt hab, dämmert’s dem Kleinen Ajan und er trollt sich zu uns und fordert vehement Beteiligung ein.

Doch nicht nur das: Gestählt vom Training mit seiner Schwester stellt er sich den klassischen Konflikten um das Spielzeug (wie auch um die Trinkflasche, nachdem er seinen Becher entleert hatte) – egal, wem er da gerade gegenübersteht. Größere, Kleinere, ebenbürtig einfordernde. Er setzt sich durch, und überlebt es auch mit Bravour, wenn er mal unterliegt, weil die Betreuerinnen eingreifen, wenn er ein Kind live im Spiel um dessen Spielzeug erleichtern will.

Morgen wieder? – „Ja!“

Kurz vor elf schließlich, die Mittagsvorbereitungen laufen, beenden wir Tag eins: Selbstständig wie erwartet, ungebundener als vermutet, interaktiver als erhofft. Und nach dem Mittagessen mit Oma und Opa zuhause bleiben nur noch zwei Dinge übrig:

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Mamas morgige Versorgung für die Mittagspause auf der Arbeit und ein ausgiebiger Mittagsschlaf, in dem ich mal eben diesen Beitrag fertig schreiben konnte.

Mein Süßer! <3

Autor: steffen

Lebt. Liebt. Streitet.

43 Kommentare

  1. Ach wie schön, das scheint ihm ja richtig gut gefallen zu haben.
    Super, dass er sich so toll von dir lösen konnte und sich der Kinderküche gewidmet hat.
    So mag ich Eingewöhnungen. 🙂

    Wir haben bei uns ausschließlich positive Erfahrungen damit gemacht, Geschwisterkinder in der gleichen Gruppe zu haben, aber ich weiß, dass das ein vieldiskutiertes Thema ist, da sind alle Kitas unterschiedlicher Meinung.

    Was bei uns übrigens gar nicht geht, ist, neue Kinder zu wickeln. Nicht, bevor sie nicht mindestens eine Woche Kontakt zur neuen Bezugserzieherin hatten (die dann auch wickelt). Ausnahme ist, wenn wir das Kind fragen, ob wir es wickeln dürfen und es dann „Ja“ sagt, aber sowas würden wir am ersten Tag nie fragen. Gleiche Regel gilt, wenn das Kind zwar schon lange da ist, aber die Erzieherin oder Praktikatin neu ist: Frühestens nach einer Woche und nur mit Einverständnis des Kindes. Bei Eingewöhnungskindern wickeln wir erstmal mit den Eltern gemeinsam bzw die Eltern wickeln und wir sind dabei. Irgendwie ist das bei den Kleinen oft wirklich schon ein sensibles Thema.

    Ich hoffe, ihr habt morgen wieder einen schönen Tag in der Kita, das heute hört sich ja alles gut an.

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    • Die Wickelei würd ich dann morgen nach seiner Reaktion heute auch erst mal wieder selbst machen wollen. Schon mit im Rhythmus der Gruppe, also vorm Frühstück und vorm Mittag (zuhause läuft das anders), aber eben ich und nicht eine der Betreuerinnen. Danke für deine Perspektive auf das Thema! <3

      Antworten

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